Der Fernseher im heimischen Wohnzimmer ist mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von ca. 3,5 Stunden täglich nach wie vor eine zentrale Anlaufstation zum Konsum von Unterhaltung und Information.
Dabei sind mittlerweile über die Hälfte der Geräte internetfähige Smart-TVs. Zwei Drittel dieser Geräte sind mittlerweile auch tatsächlich ans Internet angeschlossen und damit grundsätzlich betriebsbereit für zeitlich ungebundene Angebote wie Video-On-Demand, Smart-TV und Timeshift: Dienste, die auf traditionellen Empfangswegen wie Antenne, Satellit oder Kabel nicht oder nur eingeschränkt nutzbar sind.
Außerhalb starrer Programmstrukturen Inhalte dann zu konsumieren, wenn individuell auch Zeit dafür vorhanden ist…
…das ist herausragende Feature dieser Angebote. Schon für 2020 wird mit deutlich mehr als 60 Millionen IPTV Konsumenten in Deutschschland gerechnet.
Grund genug hier hinter die Kulissen von IPTV zu schauen und die Details des “Fernsehens von Morgen” zu beleuchten.
Was ist IPTV?
Bei IPTV (Internet Protocol Television) handelt es sich um ein Protokoll zur Übertragung von Fernsehprogrammen.
Anders als bei klassischen Kabel- oder Sat-Anschlüssen wird beim IPTV die Internetleitung zur Übertragung des TV-Signals verwendet. Für einen ruckelfreien Empfang der unterschiedlichen Programme bedarf es auf Empfängerseite eines Breitband-Internet-Anschlusses sowie eines geeigneten Empfangsgerätes. Pro gleichzeitig konsumierten Programm sollten dauerhaft mindestens 5 MBit pro Sekunde empfangen und verarbeitet werden können – für HDTV und 4K Angebote entsprechend mehr. Dies gilt gleichermaßen für alle geeigneten Empfänger – egal ob Set-Top-Box, Receiver, Tablet, Computer oder Smartphone.
IPTV im Detail
Beim IPTV werden die einzelnen Fernsehprogramme über den bestehenden Internetanschluss auf vorhandene Abspielgeräte übertragen. Die vorhandene Infrastruktur wird somit optimal ausgenutzt. Die Mindestbandbreite variiert von Anbieter zu Anbieter, wobei die meisten Dienstleister eine Mindestbandbreite von 16 Mbit/s voraussetzen. Die Datenpakete werden an den Receiver oder die Set-Top-Box übertragen, die wiederum über eine HDMI-Schnittstelle verfügt – somit ist über das IPTV Übertragungs-Protokoll HD-Fernsehen möglich.
Verfügt das Abspielgerät über eine integrierte Festplatte oder die Möglichkeit externe Speichermedien anzuschließen können gezielt Sendungen aufgezeichnet und zu einem späteren Zeitpunkt angesehen werden.
Anders als beim klassischen Fernsehen ermöglicht IPTV eine Zweiwege-Kommunikation – eine Grundbedingung für interaktive Angebote. Zudem profitieren IPTV Nutzer von einer wesentlich größeren Programmvielfalt – auch durch Zugriff auf Mediatheken sowie Video-on-Demand und Streaming-Angebote mit dem TV-Gerät als zentralem Ausspielgerät.
IPTV vs. Smart-TV / HbbTV und Video-on-Demand Streaming Dienste
Neben IPTV gibt es heutzutage zahlreiche weitere Dienste und Angebote, die oftmals unter dem Begriff “Internet-Fernsehen” oder Smart-TV zusammengefasst werden.
Ein weitverbreiteter Dienst ist hierber Hybrid Broadcast Broadband TV – abgekürzt HbbTV. Dieser Stanard ergänzt die TV-Programme (Broadcast) um interaktive Inhalte, die via Internet (Broadband) bereitgestellt werden.
Voraussetzung für die Nutzung von HbbTV ist ein geignetes Endgerät und eine schnelle Internetleitung. Die Nutzung von HbbTV ist kostenlos und wird von allen deutschen Free-TV-Sendern unterstützt.
Weiterhin unter der Smart-TV Flagge segeln Video-on-Demand-Dienstleister wie z.B. YouTube Maxdome, Amazon Prime Video und Netflix. Zu dem stellen die TV Hersteller in ihren spezifischen Diensten wie Samsung Smart TV, Panasonic Viera Connect ode LG Smart TV auch spezielle Apps für Spiele oder das Streaming von Musik zur Verfügung.
Das Angebot ist groß und wird aufgrund des starken Kundenzuspruchs der letzten Jahre kontinuierlich ergänzt und ausgebaut.
Wie funktioniert IPTV?
Bei der klassischen IP-Telefonie werden Telefongespräche nicht mehr über die Telefonsteckdose und die Telefonleitung abgewickelt, sondern über das Internet. Das Prinzip hinter IPTV funktioniert ähnlich.
Anstatt des gewohnten Kabel-, Sat- oder DVB-T-Anschlusses wird nunmehr die Internetleitung genutzt, um die notwendigen Datenpakete zu übertragen. Je nach gewünschter Qualität wird hierbei mehr oder weniger Bandbreite benötigt. Für Standardfernsehen ist ein Breitbandzugang von 6 Mbit/s bis 16 Mbit/s meist ausreichend. All jene, die HD-Fernsehen empfangen möchten, benötigen jedoch wesentlich mehr Durchsatz. Zudem erfordert HD-Fernsehen das passende TV-Gerät, wobei der notwendige Receiver in vielen modernen Fernsehern schon integriert ist.
Für zeitversetztes Fernsehen bedarf es ferner eines Receiver mit Festplatte. Dank der Festplatte können unterschiedliche TV-Inhalte zur gleichen Zeit sowohl aufgenommen als auch abgespielt werden. So ist es beispielsweise möglich, eine Liveübertragung für eine Pause kurzfristig zu stoppen und kurze Zeit später genau an dem Punkt wieder zu starten, an dem die Übertragung zuvor angehalten wurde.
Welche IPTV Anbieter gibt es?
Wer IPTV in Deutschland nutzen möchte, hat aktuell unterschiedliche Möglichkeiten. Die drei größten Anbieter sind die Deutsche Telekom, Vodafone und 1&1. Diese bieten IPTV sowohl im Einzel-Abonnement sowie als Paket an.
Pakete zum Fixpreis, die weitere Services wie Telefonie und Internet inkludieren, sind hierbei meist günstiger als einzelne Abonnements. Die notwendige Hardware, wie beispielsweise der Receiver sowie die Set-Top-Box, können beim jeweiligen Anbieter ebenfalls gekauft oder gemietet werden.
Je nach Anbieter werden zudem zusätzliche Pakete, wie der Zugriff auf Mediatheken oder Video-on-Demand, angeboten. Welches Abonnement das passende für den jeweiligen Kunden ist, kann nur individuell bestimmt werden.
Welche Vorteile hat IPTV für Konsumenten?
Die Nutzung von IPTV bietet zahlreiche Vorteile, mit denen herkömmliches TV nicht mithalten kann. So überzeugt IPTV – bei entsprechender Bandbreite – mit ausgezeichneter Bild- und Tonqualität und durch das große Angebot an unterschiedlichen Programmen. Zudem können mehrere Programme von unterschiedlichen Benutzern parallel auf verschiedenen Endgeräten angesehen und empfangen werden.
Timeshift von IPTV Programmen
Die beliebte Timeshift-Funktion ermöglicht es, via IPTV übertragene Filme und Fernsehsendungen bei Bedarf zu unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt genau an der Stelle wieder zu starten, an welcher das Programm zuvor unterbrochen wurde. Zudem bietet Timeshift auch die Möglichkeit, Sendungen zurückzuspulen und aufzuzeichnen, sodass sie genau dann angesehen werden können, wenn der Kunde es möchte.
IPTV EPG (Electronic Program Guide)
Die elektronische Programmzeitschrift (EPG) ist bereits heutzutage standardmäßig Teil aller IPTV Angebote. Dabei ist das Feature die perfekte Alternative zu herkömmlichen Programmzeitschriften. Mithilfe von EPG lassen sich Sendungen einfach zur Aufnahme programmieren, wodurch zeitversetztes Fernsehen möglich wird. Die Programmierung kann hierbei sowohl über das Menü am Fernseher als auch über den PC, den Laptop oder das Smartphone erfolgen.
IPTV Ultra-HD
Bei ausreichender Bandbreite ist die Bild- und Tonqualität von IPTV unübertroffen, wobei mit dem passenden Endgerät selbst Ultra-HD-Qualität möglich ist. IPTV hat hierbei zusätzlich den Vorzug, dass die Auswahl an HD-Programmen riesig ist. Zudem lassen sich auch Pay-TV-Angebote nutzen und individualisieren. So können bei Bedarf einzelne Sonderpakete, wie beispielsweise kostenpflichtige Sportpakete, bequem und einfach mit dem bestehenden Abonnement kombiniert werden.
IPTV & Interaktives Fernsehen
IPTV ermöglicht ein Maximum an Interaktivität, wobei die technischen Möglichkeiten noch längst nicht ausgeschöpft sind. Kunden, die IPTV nutzen, können jedoch schon heute an Quizsendungen teilnehmen oder direkt bei Shoppingsendern einkaufen, ohne zum gewohnten Telefon greifen zu müssen. Die verfügbaren Angebote werden laufend ergänzt, sodass Interaktivität in den nächsten Jahren zu dem zentralen Thema werden wird.
IPTV auf mobilen Endgeräten
Dank IPTV und Smart-TV ist Fernsehen nicht länger auf das heimische TV-Gerät beschränkt. Filme und Serien lassen sich jederzeit und überall dort wo Internet Empfang mit der nötigen Bandbreite möglich ist über mobile Endgeräte, wie Smartphones oder Tablets mithilfe von Apps empfangen. Zudem können die Inhalte von der App dann wiederum bei Bedarf auf den Fernseher übertragen werden.
Welche aktuellen Entwicklungen im Bereich IPTV gibt es?
Nach einem etwas langsamen Start nimmt die Verbreitung von IPTV auch in Deutschland in letzter Zeit rasant zu. Dieser Trend wird besonders von verschiedenen Breitbandinitiativen genährt, die sich auf den Ausbau der notwendigen Infrastruktur konzentrieren. Aufgrund des gut ausgebauten Kabelnetzwerkes ist die Nutzung von Kabelfernsehen, im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Ländern, jedoch immer noch relativ hoch. In unserem Nachbarland Frankreich, in welchem das Kabelnetz weit weniger gut ausgebaut ist, wird IPTV schon heute wesentlich öfter eingesetzt als in Deutschland. Studien gehen jedoch davon aus, dass sich IPTV in den kommenden Jahren auch in Deutschland flächendeckend durchsetzen wird. Besonders Dienste wie Video-on-Demand werden immer stärker nachgefragt, da Menschen in unserer schnelllebigen und hektischen Zeit nicht mehr dazu bereit sind, ihre Lieblingssendung zu der vom Sender bestimmten Uhrzeit zu konsumieren.
Benötigt man IPTV?
Ob man IPTV benötigt oder nicht, ist abhängig vom Nutzerverhalten und den persönlichen Präferenzen. Besonders die junge und technikaffine Generation möchte die Vorteile von IPTV oftmals nicht mehr missen. Dabei bietet IPTV viel mehr Flexibilität und Individualisierungsmöglichkeiten als klassische Empfangsmethoden. Für Menschen, die nur wenig mediale Inhalte konsumieren, macht es wiederum kaum einen Unterschied, ob die Programme über einen bewährten Kabel- oder Sat-Anschluss oder über das Internet übertragen werden. Zudem macht der Umstieg auch für ältere Menschen oftmals kaum Sinn. Ohne eine Breitband-Internetleitung und einen modernen Fernseher können die Angebote nicht zur Gänze genutzt werden. Ein Umstieg sollte in diesen Fällen nur dann angedacht werden, wenn die Preise für das Kabelfernsehen oder für eine neue Sat-Anlage die Kosten für ein IPTV-Abonnement wesentlich übersteigen. Auch Umweltaspekte können eine Rolle spielen: Jedes individuell empfangene on-Demand Programm muss gestreamt werden – dies erfordert Rechenkapazität und verbraucht somit auch Energie – selbst die IPTV Anbieter berichten hierüber: https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-stromfresser-internet-100.html
IPTV Fazit
IPTV gehört ganz klar die Zukunft. Es bietet Nutzern mehr Komfort, Flexibilität und einen größeren Funktionsumfang als herkömmliche Fernseh-Empfangswege. Dabei lässt sich der Funktionsumfang beinahe beliebig erweitern. Durch die ständig leistungsfähiger werdenden Internetleitungen und durch Endgeräte, die technisch immer besser ausgestattet sind, wird IPTV in den nächsten Jahren zum De-facto-Standard aufsteigen und das heimische Wohnzimmer in ein facettenreiches Unterhaltungszentrum verwandeln.